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12. 2. 2019

Die Dritte Generalversammlung in Bayern

Das Bayrische Landesamt für Denkmalpflege war Gastgeber der Dritten Generalversammlung des Projekts Tracing the Art of the Straub Family. Sie vereinte Besichtigungen der Expertengruppe für die technische Forschung sowie jener für Johann Baptist Straub. Das Team des Landesamts, geführt von Rupert Karbacher, organisierte eine Koordinationssitzung, Fachvorträge, ein Meeting der Herausgeberschaft der Monografie sowie Exkursionen am 22. und 23. Jänner 2019.

Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten des Landesamtes statt und wurde vom Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil eröffnet, der seine Freude an der Teilnahme seines Instituts am Projekt verdeutlichte.

Nachdem das vorbereitete Programm vorgestellt wurde, folgten die Präsentationen der vorgenommenen Untersuchungen: jene der Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz: Christina Pichler, BA BA MA, Dissertantin am Institut für Kunstgeschichte, die Ergebnisse der Kooperation mit Prof. Viktor Kaufmann vom Institut für Geodäsie der Technischen Universität Graz, vorgestellte. Es wurden mehrere Skulpturen Philipp Jakob Straubs, die sich in Graz und der Steiermark befinden, vermessen und fotografiert, wofür teilweise eine Hebebühne benutzt wurde. Basierend auf zahlreichen Fotografien aus verschiedenen Blickwinkeln wurden Videoanimationen erstellt. Durch unterschiedliche Beleuchtungsrichtungen und Reliefschummerungen konnten die erhaltenen Teile der stark verwitterten Inschrift einer Skulptur des Hl. Leonhard lesbar gemacht werden. Ein neues Teammitglied, der Kunstgeschichte-Student Michael Preiß, präsentierte die Ergebnisse seiner Archivrecherchen, die er hauptsächlich im Diözesanmuseum Graz sowie im Steiermärkischen Landesarchiv durchgeführt hat. Er stieß auf einige bislang unbekannte Informationen zum Leben des Bildhauers Johann Georg Straub Junior und dessen Familie.

Am folgenden Tag wurden uns Expertenpräsentationen unserer bayrischen Kolleginnen und Kollegen vorgestellt: Restaurator Rupert Karbacher und Masterstudentin der Konservierungswissenschaften Lea Reichenauer aus Stuttgart. Um mit dem Stil und den technischen Merkmalen von Johann Baptist Straubs Arbeiten besser vertraut zu werden, wählte das bayrische Team, unter der Leitung von Rupert Karbacher, drei zeitlich auseinanderliegende Werke des besagten Künstlers. Diese reichen von seinem Frühwerk in der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt in Dießen über seinen Reifestil, wie den Altar von St. Georg in Bichl, bis zu seinem Spätwerk, wie dem Hauptaltar der Filialkirche in München-Bogenhausen. Im Zuge ihrer konservatorisch-restauratorischen Untersuchungen stießen sie auf eine Reihe interessanter Details - unter anderem, dass es zu Vor-Ort-Veränderungen von Gesichtern kam. Es war interessant festzustellen, dass der Bildhauer - obwohl er nicht dazu in der Lage war, die Wirkung der Fassung zu beeinflussen - aufgrund von Entwürfen offensichtlich mit dem Konzept derselben vertraut war. Dies lässt sich aus den Oberflächen schließen (die vergoldet werden sollten), die er durchs Schnitzen modellierte. Ein tiefer Einblick in Straubs Arbeitsweise ermöglichte die Unterscheidung zwischen jenen Partien, die von Johann Baptist und jenen, die von Schreinern oder anderen Bildhauern derselben Werkstatt geschaffen wurden.

Die Herausgeberschaft der Monografie fokussierte sich auf den visuellen Charakter des Buches sowie auf die Form und die Inhalte der einführenden Kapitel und des Katalogs. Es wurden die Besonderheiten Quellen und Literatur betreffend diskutiert, ebenso die Qualität der optischen Erscheinung.

Der Aufenthalt der Projektteilnehmenden im Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege wurde durch einen Besuch der Restaurierungswerkstätten komplettiert, der von den Konservatoren und Restauratoren Judith Schekulin und Andreas Müller geführt wurde. Drei besonders interessante Objekte wurden präsentiert: Andreas Müller und Julia Brandt, MA, brachten den Interessierten die konservatorisch-restauratorische Untersuchung eines bestens erhaltenen Beispiels eines geschnitzten Baldachins aus einer auf das 18. Jahrhundert zu datierenden Kirche in Rott am Inn näher, an dem - unter anderem - stratigrafische Untersuchungen an vier hölzernen, farbig gefassten Puttoköpfen durchgeführt wurden. Die Textilrestauratorin Anna Szubert, MA präsentierte ihre Arbeit an zwei einzigartigen Textilstücken aus der Schlosskirche Neufraunhofen. Die besonders kostbaren, geschnitzten, gotischen Skulpturen der Jungfrau Maria mit Jesuskind wurden im 17. und 18. Jahrhundert oft mit originalen Kleidungsstücken versehen und Perücken, Kronen und Zepter wurden hinzugefügt. Nichtsdestotrotz sind diese Kleidungsstücke aus dem 18. Jahrhundert nur schlecht erhalten. Was die Sache noch eindrucksvoller und zu einer richtigen Herausforderung in Sachen Restaurierung macht, ist die Tatsache, dass das Kleidungsset in der ebenso seltenen wie edlen Technik der Stroh-Stickerei angefertigt wurde. Das dritte, ebenfalls höchst interessante Projekt wurde von der Konservatorin und Restauratorin Maria Seeberg vorgestellt. Es handelte sich um eine seltene ikonografische Darstellung von Christus auf einem Weinrebenkreuz aus der Kirche Hl. Johannes der Täufer in Igling.

Das Programm der Bayern wurde durch Besuche des Cuvilliés-Theaters, der Asam-Kirche und des Asam-Hauses sowie des Benediktinerklosters in Ottobeuren angereichert. Das von Maximilian Joseph III beauftragte Hoftheater wurde zwischen 1751 und 1753 gebaut, basierend auf den Entwürfen von Françoisa de Cuvilliés. Es wurde mit Skulpturen von Johann Baptist Straub und Johann Joachim Dietrich dekortiert. Laut Kunsthistoriker Max Tillmann, PhD, der ausführlich zur Geschichte des heute noch in Verwendung befindlichen Theaters berichtete, wurde die originale Inneneinrichtung in einem anderen Flügel der Residenz rekonstruiert und restauriert, nachdem diese im Zuge des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde.

Dr. Myriam Wagner-Heisig führte uns in die seltsame Welt des Komplexes der Asam-Brüder ein, der aus der Kirche des Hl. Johannes Nepomuk mit einer Krypta und einem Wohnräumen inklusive Werkstatt bestand. Die Brüder Egid Quirin und Cosmas Damian bauten ihre ambitionierte Residenz nach ihren eigenen, oft ziemlich verrückten, Ideen und statteten sie außen und innen mit Verputzarbeiten, Wandmalereien, Altären und Skulpturen aus.

Den Teilnehmenden des TrArS-Projekts wurde die Möglichkeit geboten, im Benediktinerkloster in Ottobeuren mit dem Bayrischen Rokoko in seiner ehrgeizigsten und monumentalsten Manifestation vertraut zu werden. Empfangen wurden sie von Pater Rupert Prusinovsky. Johannes Amann, Konservator und Restaurator, der seit Jahren federführend bei der Renovierung des Innenbereichs und der Kunstwerke dieses riesigen Komplexes war, berichtete von den mühsamen Herausforderungen, den Verputz und die Kunstwerke zu restaurieren.